Meinung | Mönchengladbach. Da setzt die Stadt auf gutes Image. Aber dann fliegen Gelbe Säcke durch die Gegend und nähren den Ruf des Schmuddelkinds. Die in anderen Städten längst übliche Gelbe Tonne scheint trotz mächtiger Fürsprecher nicht durchsetzbar. Überhaupt pflegt Mönchengladbach ein wunderliches Verhältnis zu Tonnen. Von Denisa Richters
Wenn man neu in Mönchengladbach ist, wundert man sich über manches, was dem Gladbacher selbstverständlich, manchmal auch fest ans Herz gewachsen ist. Interessant ist: Es hat nicht selten mit Müll zu tun. So stieß ich bei einem meiner ersten Besuche an der Hohenzollernstraße auf eine niedliche Gruppe grauer Gesellen. Es waren Mülltonnen, nicht vor einer Puppenstube, sondern vor einem Mehrfamilienhaus, und sie waren so klein, dass gerade so eine gefüllte Mülltüte aus einem gängigen Haushalt hineinpassen durfte.
Dem „Oh, wie süüüß“, das durch meinen Kopf schoss, folgte sogleich die Frage: „Wie kann denn so was funktionieren?“ Die Antwort kenne ich noch immer nicht, habe aber in den vergangenen Monaten vieles gelernt: Zum Beispiel, dass die kleinen Tonnen sehr unpraktisch für die Müllabfuhr sind, zumal sie auch noch mit Plaketten beklebt werden, die gültig sein müssen, damit die Tonne geleert wird, also vom Müllmann kontrolliert werden müssen. Aber auch, dass viele Mönchengladbacher extrem an ihren Baby-Tonnen hängen, es dazu schon mal einen Bürgerentscheid gegeben hatte, bei dem das Mini-Exemplar der große Sieger war. Auch eine neue Partei wurde von einem ehemaligen Beigeordneten, ebenfalls Verfechter der kleinen Dinger, gegründet. Die hat sich inzwischen wieder aufgelöst. Die Mini-Tonnen aber sind noch da. Mancher meint, dass ihre geringe Aufnahmekapazität dazu führt, dass viel Müll wild entsorgt wird. Dafür werden nun von der eigens für Stadtsauberkeit gegründeten Stadttochter Mags Mülldetektive eingesetzt. Schließlich gehört Sauberkeit zum guten Image, an dem Mönchengladbach arbeitet.
Doch die Gelben Säcke fegen den guten Ruf immer wieder dahin. Ja, sie stehen in dieser Stadt regelmäßig am Straßenrand. Ein seltenes Bild, denn anderswo können sich nur noch die Älteren erinnern, dass es auch einmal so war. Nahezu alle anderen Kommunen, darunter auch dicht bebaute Städte wie Düsseldorf, haben die Säcke für Verpackungsmüll vor langer Zeit durch Gelbe Tonnen ersetzt. Die sind in aller Regel durch Zerstörung durch Wind und Randalierer geschützt. Und das ist gut für die Stadtsauberkeit. Nur in Gladbach – da gibt es noch immer die Säcke, die wegen des leichten Inhalts munter durch die Gegend fliegen, gerne auch mal aufgerissen werden. Warum? Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht.
Zumal die Gelbe Tonne mächtige Fürsprecher hat. Allen voran Eugen Viehof, Unternehmer aus einer bedeutenden Familie, der mit dem von ihm gegründeten Verein „Clean up MG“ seit vielen Jahren unermüdlich für die Sauberkeit kämpft, das auch mit einigem Erfolg und der deshalb in dieser Woche von den Karnevalisten zu Recht mit der Goldenen Narrenpritsche für sein Engagement ausgezeichnet wurde. Bei der Ehrung saßen die wichtigsten Entscheider der Stadt im Saal – und Viehof nutzte das für einen eindringlichen Appell, doch bitte, BITTE, bald die Gelbe Tonne einzuführen.
Die meisten im Publikum nickten, auch die obersten Verantwortlichen für Müllentsorgung, einige riefen sogar „Jawoll“ oder applaudierten. Und ich? Wunderte mich, warum hier so schwierig sein soll, was in anderen Städten doch so selbstverständlich ist.
Quelle: RP 11.02.17 von Denisa Richters